Frisches Obst und Gemüse ist gesund, das wissen wir alle!
Wie sieht es denn aus mit der Bekömmlichkeit von Rohkost und gibt es hier Unterschiede in der Tageszeit?
Gemüse und Obst „auf die Hand“ bietet auf jeden Fall Vorteile:
1. Es bedeutet keinen großen Aufwand, Gemüse und Obst sofort zu essen oder in die Arbeit mitzunehmen. Vielleicht noch etwas klein schnippeln, dann ab in die Box und das war´s
schon. Prima zum Mitnehmen eignen sich an Gemüse Cherry-Tomaten, Gurke, Karotten, Kohlrabi, Paprika, Staudensellerie oder Obst, das nicht matscht.
2. Wichtige Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe gehen nicht verloren, wenn wir Gemüse und Obst roh essen, vorausgesetzt natürlich, es ist frisch und liegt nicht schon länger in
der Küche herum. Beim Erhitzen von Gemüse und Obst, auch wenn wir es nur leicht andünsten, haben wir immer einen Verlust an Vitalstoffen.
Vor allem Vitamin C ist empfindlich, es wird nicht nur beim Erhitzen, sondern auch bei der Lagerung durch den Sauerstoff in der Luft zerstört.
Hier spielt die Temperatur und die relative Luftfeuchtigkeit eine Rolle. Lagern Sie Blatt- (z. B. Salat, Petersilie, Spinat), Stängel- (z. B. Spargel, Stangensellerie,
Stielmus, Rhabarber, Gemüsefenchel) und Fruchtgemüse (z. B. Aubergine, Avocado, Gurke, Paprika, Zucchini) bei Zimmertemperatur, so können Sie 5 bis 10 mal höhere Verluste
an Vitamin C haben, als wenn Sie das Gemüse bei 0 bis 2 °C aufbewahren.
Insgesamt geringer sind die Vitamin C Verluste bei lagerfähigem Gemüse und Obst wie Äpfeln, Karotten, Kartoffeln und Weißkohl.
3. Gemüse und Obst ist reich an Ballaststoffen, die vielfältige positive Wirkungen auf unsere Darmgesundheit ausüben. Neben den bekannten Wirkungen auf die Verdauung,
können diese Faserstoffe unser Darmmikrobiom (Gesamtheit der Darmbakterien), unsere Darmbarriere (wichtig zur Abwehr von Krankheitserregern) und unser Immunsystem
beeinflussen. Zudem entstehen bei der „Verarbeitung“ bestimmter Ballaststoffe (Inulin, Fructooligosacchariden (FOS), Galactooligosacchariden (GOS)) durch unsere
Darmbakterien, kurzkettige Fettsäuren (z. B. Butyrat).
Diese kurzkettigen Fettsäuren fördern das Wachstum normaler Dickdarmzellen und hemmen, durch Absenkung des pH-Wertes im Darm, das von pathogenen Keimen.
Keine Frage, Gemüse und Obst sind gesund, besonders in Form von Rohkost!
Doch nicht alle Därme und Verdauungssysteme kommen gleich gut zurecht mit Rohkost. Druck-, Völlegefühl und auch Blähungen sind oft die Folge, wenn der Magen-Darm-Trakt
die Frischkost nicht gewöhnt oder einfach empfindlich ist. Die für uns unverdaulichen Bestandteile, die in rohem Gemüse und Obst reichlich enthalten sind, werden durch unsere
Darmbakterien abgebaut, wobei oben genannte Beschwerden auftreten können. Hier empfiehlt es sich, den Körper Schritt für Schritt an ballaststoffreiche Kost zu gewöhnen.
Auch bestimmte Erkrankungen können die Verträglichkeit von Rohkost beeinflussen. Dazu zählen entzündliche Darmerkrankungen (Divertikulose, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa),
Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder -allergien.
Hier kann eine weitere Abklärung über eine entsprechende Anamnese, ein Ernährungsprotokoll und Labordiagnostik erfolgen.
Wie verhält es sich denn mit Rohkost, die abends gegessen wird?
Grundsätzlich ist es wissenschaftlich nicht erwiesen, dass Salat und Rohkost am Abend schwerer verträglich sind.
Allerdings zeigt sich in meiner Praxis, dass beispielsweise Sodbrennen und Reflux sich erheblich bessern, wenn die Betroffenen abends keine Rohkost und keinen Salat mehr zu sich
nehmen.
Auch in meinen Basenfastenkursen gilt die Wacker-Regel „Essen Sie Obst und rohes Gemüse nur bis 14 Uhr“ und die meisten meiner Teilnehmer*innen stellen in der Woche fest,
dass sie weniger Blähungen haben und auch der Blähbauch verschwindet.
Letzlich spielen individuelle Faktoren eine Rolle, auch durch Anspannung und Stress kann die Verträglichkeit von Nahrungsmitteln beeinflusst werden.
Probieren Sie es doch einfach einmal aus!
Quellen:
Atanasov, Schlörmann, Trautvetter, Glei. Einfluss von Beta-Glucanen auf die Darmgesundheit. Ernährungs Umschau 03/2022
Haller, Grune, Rimbach. Biofunktionalität der Lebensmittelinhaltsstoffe. 2013. Springer Spektrum Verlag.
Rehner, Daniel. Biochemie der Ernährung. 2010. Spektrum Verlag.
Weiß. Nährstoffveränderungen bei der Lagerung, Verarbeitung und Zubereitung von Lebensmitteln Teil 1. Ernährungs Umschau 07/2012